Die Erkrankung wird leider, trotz aller Aufklärungsmaßnahmen, noch oft verkannt. Die Patienten leiden unter zum Teil unerträglichen Missempfindungen und Schmerzen der Extremitäten mit Bewegungsdrang. Dadurch ist auch der Schlaf gestört.
In Folge dessen berichten die Betroffenen von Tagesmüdigkeit, Erschöpfung und Insuffizienzgefühlen. Zunehmend neigen diese, bei Zunahme der Beschwerden, zu Depressionen und psychosomatischen Funktionsstörungen.
Die häufig verbreitete Erkrankung mit einer Prävalenz von ca. 10% ist an die Ruhephasen gebunden. Verstärkt treten die Symptome abends und nachts auf.
Die essenziellen diagnostischen Kriterien sind:
In der Regel vergehen leider viele Jahre bis die Diagnose endgültig gestellt wird. Noch länger dauert es bis die Behandlung erfolgt.
Grund dafür sind einerseits die wenig störenden, phasenweise auftretenden Symptome. Bei Mischformen der Schlafstörungen und der Unruhezustände lassen die Diagnose RLS nur schwer erkennen. Nicht selten wird die Erkrankung bei mangelnden Fachkenntnissen bagatellisiert. Viele Patienten leiden in der Regel viele Jahren und erfahren wenig Hilfestellung. Die Spezialisierung in diesem Bereich ermöglicht eine bessere Informationstechnik, eine schnelle Diagnosefindung und eine notwendige Therapieoptimierung.
Natürlich bleibt es schwer zwischen den verschiedenen Ursachen von Schlafstörungen, Missempfindungen und Beinschmerzen zu differenzieren.
Differentialdiagnostisch ist die Palette der Erkrankungen mit ähnlichen Beschwerden sehr groß.
Folgende Krankheiten verursachen teilweise ähnliche Beschwerden und sind von RLS zu trennen, z.B.:
Nicht selten und bei zunehmendem Alter der Patienten tauchen diese Erkrankungen in Kombinationen auf, so dass das Herausfiltern des RLS erschwert wird. Die Angaben des Patienten können in diesen Fällen irreführend sein. Oft wird über ständige Schmerzen mit verschiedener Lokalisation geklagt. Hinzu kommen zusätzlich depressive Zustände und andere Schlafstörungen.
Die wichtigste diagnostische Aufgabe hier ist die didaktische Trennung der Symptome. Nur so können die Beschwerden adäquat behandelt werden.
Schmerzen überhaupt und RLS speziell, können bis zu gravierenden Schlafstörungen führen.
Die gestörte Schlafdynamik führt sekundär zu Schlafstörungen auch ohne RLS–Phasen.
Dauerhafte Schlafdefizite führen bei zuvor nicht depressiven Patienten zu Depressionen und Angstzuständen.
Die Unklarheit über die Erkrankung und die Nichtbehandlung führen zu Angst vor versteckten Erkrankungen mit Todesängsten.
Dadurch werden die nicht optimal behandelten Menschen zu Psychosomatikern.
Nicht zu unterschätzen sind die sekundären Beschwerden nach Schlafentzug; wie z.B. Schwindel- und Kopfschmerzsymptome.
Wir unterscheiden zwischen der idiopathischen Form von RLS und der sekundären Form. Die idiopathische Form ist ohne feststellbare Organveränderungen und häufig autosomal-dominant vererbt.
Auch Gendefekte können RLS hervorrufen.
Die sekundäre RLS-Form kann durch einen Eisenmangel oder verminderte Ferritinwerte verursacht werden.
Bei Dialysepatienten ist das Syndrom der unruhigen Beine häufig und quälend und verbessert sich meistens nach der Nierentransplantation.
Polyneuropathie-Patienten leiden häufiger an RLS.
RLS kann auch durch Medikamente wie z.B. durch Trizyklische Antidepressiva, Neuroleptika, Lithium, Chemotherapeutika oder Koffein verursacht werden.
Für die Beurteilung des RLS-Schweregrads steht die validierte Schwergradskala zur Verfügung.
Die RLS Diagnostik umfasst die Anamneseerhebung mit dem Studium der Begleiterkrankungen, die körperliche Inspektion und Allgemeinuntersuchung, die neurologisch und psychiatrische Befunde sowie die Laboruntersuchung um z.B. den Eisenwert zu bestimmen.
20 % der Betroffenen leiden unter mittelschweren bis schwersten Symptomen mit ausgeprägter Störung des Allgemeinbefindens.
Die Schlafdiagnostik halten wir für notwendig, um das Allgemeinschlafverhalten zu objektivieren und die Störungen des Tief- und REM-Schlafes sowie die Aufweckreaktionen zu dokumentieren. Die Polysomnographie ist auch wichtig, um Mischformen der Schlafstörungen zu erkennen und actigrafisch die Ausprägung von RLS festzustellen.
Denn die Actigrafie zeigt bei 85% der Patienten einen deutlich pathologisch PLM- Index (PLM=Periodic limb movement in sleep).
Die optimale Diagnostik des Schlafes ermöglicht konsequente objektivierbare Therapieerfolge.
Denn das Ziel der RLS- Behandlung, ist die Wiederherstellung des Wohlbefindens des Betroffenen.
Eine kosmetische Therapie ist hier nicht das Ziel. Verlaufskontrollen mit der Schlafdiagnostik, führen zu einer zusätzlichen Stabilisierung des Zustandes.
Bei polymorbiden Patienten mit mehreren Beinbeschwerden, als auch mit anderen Ursachen von Schlafstörungen, ist eine engmaschige Betreuung notwendig.
Durch regelmäßige Konsultationen werden die Patienten ausführlicher über die verschiedenen, von einander unabhängigen Leiden, aufgeklärt. Auch über die verschiedenen Therapiemaßnahmen wird gesprochen.
Nur der optimal aufgeklärte Patient ist in der Lage, die optimale Therapiestrategie zu verfolgen.
Die Beratung verbessert die Effizienz und führt zu eindeutig mehr Therapieerfolgen.
Therapeutisch stehen uns mehrere Möglichkeiten zur Verfügung. Die Behandlung ist hier nur individuell zu sehen.
Sekundäre Formen werden je nach Krankheitsursache speziell behandelt.
Idiopathische Formen werden mit L- Dopa oder Dopaminaginisten sowie Analgetika therapiert.
Die Medikamentenauswahl ist für den Therapieerfolg entscheidend.
Die Auswahl ist abhängig vom Beschwerdebild und den Befunden.
Auch die Polymorbidität ist für die Wahl der Therapie wichtig. Nicht selten kann ein Medikament für gleichzeitig mehrere Beschwerden erfolgreich eingesetzt werden.
Manchmal ist der Einsatz von verschiedenen Substanzgruppen in kleinen Dosierungen notwendig, auch wenn mit Nebenwirkungen zu rechnen ist.
Begleiterkrankungen werden mit behandelt. Vor allem ist die Schmerzbekämpfung essentiell. Die RLS Behandlung darf nicht isoliert erfolgen.
Am Ende bleibt das Ziel „Wohlbefinden“.